Alfa Forum Schweiz - Der Fiat Konzern - Alle Themen zum Gesammtkonzern hier rein

Der Artikel aus der ams online:

Alfa Romeo soll ja ein Liebling des Chefs sein. Fiat-Boss Sergio Marchionne gilt einigen Bekenntnissen zufolge als Freund der Marke. Davon ist aber nicht wirklich etwas zu merken. Im Gegenteil: In der Hand von Fiat fristet Alfa seit Jahren ein Nischendasein. Und es dr�ngt sich auch nach den j�ngsten strategischen Entscheidungen der Konzernf�hrung nur allzu leicht der Eindruck auf, als wolle Fiat die Marke Alfa Romeo ...

Ja, was denn eigentlich? Aushungern? Sich selbst �berlassen? Dem Vergessen anheimfallen und mit drei Modellen vor sich hin wursteln lassen? Oder als "globale Marke" vornehmlich "im Premiummarkt" auf Erfolgskurs zur�cksteuern? So zumindest kleidete es Alfa Romeos deutscher vor CEO Harald Wester in Worte, als er im Fr�hjahr befand, man stehe "am Anfang einer neuen �ra f�r Alfa".

Dieser Anfang einer neuen �hnelt in manchem einer alten �ra, und vielleicht kann das ja Hoffnung machen. Genau 60 Jahre ist es jetzt her, da h�tte Alfa Romeo als Produzent weniger, nobler und sehr teurer Autos bei allem Renommee am Markt kaum mehr eine Chance gehabt. Also hat sich der einstige Kleinhersteller neu erfunden. Mit der Giulietta wurde man f�r ein gr��eres Publikum erschwinglich, und zwar nicht weil man die alte Klasse und Noblesse auf dem Altar der Massentauglichkeit geopfert h�tte. Sondern weil man sie nebst ihrer Strahlkraft auf das neuartige Modell zu �bertragen wusste. Geht so was denn heute nicht mehr, obwohl Marketingstrategen mit wissenschaftlichem Anstrich M�rkte analysieren, Brandbuilding betreiben und Image kommunizieren wollen?
Alfa Romeo 4C mit �hnlichkeit zur Giulietta Sprint

"Doch!", sagt der k�rzlich pr�sentierte 4C, ein neuer Alfa Romeo, der dem Wesen nach der alten Giulietta Sprint sehr nahekommt: gef�llige, aber eigenst�ndige Erscheinung, potente Technik, extremes Faszinationspotenzial, nicht billig, aber vertretbar im Preis.

Ohnehin kann es am Finanziellen allein kaum liegen, dass Alfa Romeo solche Schwierigkeiten hat, dem eigentlichen Wert der Marke auch am Markt zu entsprechen. Es wird ja fast �berall geklagt, dass zu wenig Geld da sei. Au�erdem war das vor 60 Jahren auch nicht anders. Die Serienproduktion der Giulietta finanzierte der Staatskonzern Finmeccanica, damals Alfa-Eigner, �ber Anleihen. Damit Interessenten flei�ig zeichneten, versprach man ihnen das neue Auto als Hauptgewinn einer Lotterie.

Anders als fr�her bei Alfa Romeo, und das l�sst den historischen Vergleich nat�rlich ein bisschen hinken, ist die Konstruktion, der Bau und der Absatz von Autos f�r einen Konzern, der sich gern als Global Player positionieren will, wohl keine Herzensangelegenheit mehr. Zumindest nicht mehr in erster Linie. L�ngst �berwiegt n�chternes Kalk�l, wo �berzeugung wichtig w�re. L�ngst ist die Kalkulation von Entscheidern prim�r von dem bestimmt, was sich in Zahlen erfassen und in Bilanzgr��en ausdr�cken l�sst. Oder doch nicht?

Nun ist Sergio Marchionne einerseits ein Mann solcher Zahlen, eigentlich ein Wirtschaftspr�fer. Denen eilt ja generell nicht der Ruf voraus, Emotionalem, Leidenschaftlichem und Polarisierendem �hnlich offen gegen�berzustehen wie die Alfisti, die treuen Anh�nger von Alfa Romeo. Andererseits ist der Fiat-Vorstand auch studierter Philosoph. Man darf sich also w�nschen, dass er den am 6. Mai in Detroit vorgestellten Gesch�ftsplan auch mit der n�tigen Weisheit verfasst hat, der Lieblingsmarke mehr als Bekenntnisse und Absichtserkl�rungen zu widmen. Das braucht Alfa Romeo, und das verdient Alfa Romeo auch.