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Alt 17.08.2005, 21:56
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Säm Säm ist offline
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Standard Fahrspass in offenen Alfa Romeos der fünfziger Jahre

15. August 2005, Neue Zürcher Zeitung

«Schalten Sie bitte mit Zwischengas»

Fahrspass in offenen Alfa Romeos der fünfziger Jahre



Bildzoom

Der Alfa Giulietta Spider, mit dem die Italiener 1959 ihre legendäre Cabrio-Serie eröffneten. (Bild pd)

W. E. Der Blick der Beifahrerin war vernichtend. Aber sie hatte Recht: Wer nach drei Tagen genussvollen Fahrens im kleinen Giulia Spider noch immer nicht weiss, dass aus dem Leerlauf in den 1. Gang unbedingt über den 2. geschaltet werden muss - damit er ohne jegliches Kratzen präzise eingelegt wird -, der gehört wohl nicht ans Steuer eines kostbaren Oldtimers. Zu den zu beachtenden Eigenheiten gehören im Weiteren das Begleiten des Schalthebels nach hinten rechts in den Rückwärtsgang - die Betonung liegt auf dem Wort Begleiten, was deutlicher ausgedrückt heisst: nicht reissen oder würgen, auch wenn sich der lange Hebel widerborstig zeigt - sowie das Gangwechseln mit Zwischengas beim Herunterschalten vom 4. in den 3. und vom 3. in den 2. Gang. Hält sich aber der Hobby-Oldtimer-Pilot an die paar Regeln, dann laufen die Giulias, Giuliettas und auch die potenten Spider 2600 Touring aus den fünfziger und sechziger Jahren auch heute noch wie geschmiert und ohne peinliches metallisches Scheppern und Klirren.

Wie gross die Liebe zu den Klassikern von Alfa Romeo ist, zeigt das allgemeine Interesse der Passanten, wenn man an einem schönen Sonntagmorgen zum Beispiel der Promenade von Stresa entlang fährt. Oder in Siena die Chiantigiana in Richtung Castellina in Chianti unter die Räder nimmt oder durch die engen Gassen von Taormina zirkelt. Alles machbar, selbst ohne Besitzer eines dieser gesuchten Fahrzeuge zu sein. Die in München domizilierte Firma Nostalgic der beiden jungen Südtiroler Walter Laimer und Gert Pichler bietet seit zwei Jahren Italienreisen in legendären Alfa-Cabriolets an. Im Programm stehen viertägige Reisen in der Toskana, auf Sizilien, in Südtirol oder am Lago Maggiore.

Start mit sechs Autos

Laimer und Pichler - der eine Jurist, der andere Betriebswirtschafter - bestritten im Frühling 2002 mit einem Alfa Giulia Spider eine Rally in Sizilien, und dabei reifte die Idee, Erlebnisreisen in historischen Autos, eingebettet in kulinarisch-kulturelle Vergnügungen, anzubieten. Aus privaten Sammlungen kauften sie die gewünschten Objekte. Ein Jahr später bestand der Fuhrpark aus sechs auf Hochglanz polierten und mechanisch tipptopp in Stand gebrachten Alfas aus den fünfziger Jahren. Und, von entscheidender Bedeutung, in Amerigo Bigliazzi fanden sie einen ausgewiesenen Fachmann für die Betreuung der Oldtimer. Bigliazzi war Werksfahrer bei Alfa Romeo und 1976 und 1977 Tourenwagen-Europameister auf einer Alfetta GT. Heute gilt er als der Alfa- Spezialist. Er wartet als Chefmechaniker die inzwischen auf 13 Fahrzeuge angewachsene Nostalgic-Flotte im Wert von weit über einer halben Million Franken.

Zur Verfügung stehen den Gästen zwei von Pininfarina gezeichnete Giulietta Spider, die von 1955 bis 1961 gebaut wurden (total 14 300 Exemplare). Mit sieben Fahrzeugen stark vertreten sind die hübschen Giulia 1600 Spider mit der markanten Lufteinlass-Hutze auf der Motorhaube, lanciert 1962 und zwei Jahre später ergänzt durch die etwas schnellere Veloce-Version, von der nur 1091 Einheiten gebaut wurden. Auch zwei dieser seltenen Autos können gefahren werden. Erstaunlich, was der 113-PS-Motor heute noch leistet - am Steuer dieses Bijous die kurvige Strecke von Stresa auf den 1491 Meter hohen Mottarone hinauf zu donnern, kommt der Erfüllung eines Bubentraums wahr. Der Sound dieses 1,6-l-Vierzylinder-Aggregats mit dem damals genialen Fünfganggetriebe lässt Alfisti nicht kühl - das ist Musik in den Ohren echter Nostalgiker. Die Schaltwege sind lang, die Lenkung alles andere als direkt, das filigrane Lenkrad aus Holz hat nahezu den Durchmesser eines Wagenrades, der Rückspiegel zittert und wird zum Zerrspiegel, der Duft von heissem Öl und Benzin erfüllt (für kurze Zeit) die Luft. Einer Ziegenherde, die mitten auf der Strasse Siesta hält, macht unser historischer Auftritt keinen Eindruck: Wir reden ihr nett zu, uns den Weg doch freizugeben.

Im Rücken den Besenwagen

Mit Charme und Witz lenkt Walter Laimer die Interessen und Wünsche unserer Zehnergruppe, schaut, dass jeder einmal den rassigen, Alfa- Romeo-roten Veloce fahren kann, verteilt Mützen und Karten oder preist die Qualitäten des von drei Doppelvergasern beatmeten Sechszylinders 2600 Touring Spider mit 145 PS, der gegen 200 km/h schnell ist, sich aber eher zum Cruisen denn für die Bergstrecke eignet. Vor jeder Ausfahrt gibt es ein kurzes Briefing, wird das Roadbook erklärt, die Etappe besprochen. Und wenn sich einer verfährt, ist das nicht schlimmer, als wenn sich einer verschaltet. Sicherheitshalber fährt hinter dem Pulk ein Begleitfahrzeug - sollte eine Panne einen der Zweisitzer lahmlegen, ist Hilfe nicht fern.

Das Öffnen der Motorhaube indes lohnt sich immer: Der Blick auf die gepützelten Aggregate lässt die Herzen höher schlagen. Wie allein schon der Anblick der Armaturentafel in unserem Lieblingsauto, dem mausgrauen Giulia Spider Jahrgang 1962 mit rotem Lederpolster mit Passepoils. Drei Rundinstrumente mit dem Drehzahlmesser in der Mitte, dem Öl-, Wasser- und Benzinanzeiger links und dem Geschwindigkeitsmesser rechts sind die einzigen prominenten Armaturen. Choke, Handgas, Licht und Zigarettenanzünder sind über Knöpfe zu bedienen, Scheibenwischer, Lüftung und Instrumenten-Beleuchtung über Kippschalter. Das Fernlicht wird mit dem linken Fuss ein- und ausgeschaltet, doch mit einem verchromten Ring am Lenkrad kann man bereits eine Lichthupe betätigen.

Derzeit wird der Wagenpark vom Lago Maggiore in die Toskana transportiert, wo vom 8. bis zum 11. September die nächste Reise angeboten wird. Ende Oktober bis Mitte November steht dann Sizilien mit Taormina und Catania auf dem Programm, wo im nächsten Frühjahr auch die Saison 2006 eröffnet wird. Die Reisen für Private - es gibt auch Angebote für Incentives - dauern vier Tage und kosten inklusive Hotel, Verpflegung und Kulturprogramm (ohne Anreise) rund 2000 Euro. Kein Pappenstiel, doch «Driven by Style», so der Claim von Nostalgic, verspricht in der Tat nicht zu viel. Die Fahrzeugflotte ist einmalig, die Hotels und Restaurants sind mit Sorgfalt ausgesucht und die Kulturprogramme durchaus ansprechend - am Lago Maggiore beispielsweise gehörten eine geführte Besichtigung von Ascona dazu, der Besuch des Palazzo Borromeo und des überschwänglich gestalteten Gartens auf der Isola Bella und der Festung Rocca Viscontea in Angera sowie am Lago d'Orta eine Führung auf der Isola di San Giulio mit der ursprünglich romanischen, später vom Barock überwucherten Basilika.

Vielleicht noch dies: Am ersten Tag parkierten wir «unseren» Giulia Spider vorwärts auf dem Parkplatz des Grand-Hotels Dino in Baveno, weil wir Mühe hatten, den Rückwärtsgang einzulegen; am letzten Tag hätten wir am liebsten gefragt, ob wir den Wagen nicht doch selber in die Tiefgarage hinunter fahren dürfen - das wären doch noch einige Meter mehr Fahrspass gewesen.

Informationen:www.nostalgic.it.
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To be or not to be, is not a question about the inteligence, it is a question about the car!
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  #2  
Alt 18.08.2005, 08:05
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Alfapazzo Alfapazzo ist offline
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Von diesem Angebot habe ich schon mal gelesen.
So eine Reise würde mir auch noch gefallen. Finde diese Idee
und das Angebot spitze. Wer weiss vielleicht bin ich da später selber mal dabei.
Saluti
Umberto
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  #3  
Alt 18.08.2005, 09:20
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Bertone Bertone ist offline
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Beiträge: 356
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@Säm

Mein Herz schmerzt, ich will auch!!!!!!!!


@Alfapazzo
Ja da wäre ich auch dabei! Komm wir fangen mal an die Omas zu bearbeiten betreffend Kinderhüten und so...
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... nur Alfa fahren ist schöner!
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  #4  
Alt 18.08.2005, 10:39
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@ Bertone alias Enzo: Da müsste ich die Oma oder die Nonna nicht lange bearbeiten.
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