#1
|
||||
|
||||
Bem. zu Oldtimer-Markt zu Alfa 75....
"Dicker Hund", Markt Juni 2005
Hier der Schriftverkehr meines Schwagers mit der Redaktion Sehr geehrte Redaktion Als begeisterter Abonnent Ihrer Zeitschriften Markt und Praxis freue ich mich auf jede Ausgabe. Das Juni-Heft erregte jedoch mein Missfallen: Nicht nur dass die Titelseite fast gänzlich durch die unsäglich hässlichen und technisch tiefstes Niveau verkörpernden W123 verunstaltet wurde, nein, der Artikel "dicker Hund" schlug dem Fass den Boden aus. Der Inhalt des Artikels (Verschrottung von edlen 75er Teilen) ist schon schlimm genug, aber was Ihr Dirk Ramackers über eine der schönsten und fortschrittlichsten Mittelklasse-Limousinen schreibt, dem darf nicht unwidersprochen bleiben: "Krude Blechhülle" kann ich ja noch als geschmackliche Verirrung des Autors interpretieren, aber das Interieur als billig zu bezeichnen ist schlichtweg unverständlich. In meinem Umfeld und persönlichem Besitz befinden sich 12 Alfa 75 im Alter zwischen 14 und 20 Jahren mit Laufleistungen bis 270'000 km. Keines dieser Fahrzeuge weist irgendwelche Risse am "billigen Kunststoff"-Armaturenbrett auf, und die Sitzbezüge sind teilweise neuwertig. Gerade bei den qualitativ hochgelobten VAG-Erzeugnissen aus gleicher Zeit sind intakte Armaturenbretter, wenn überhaupt, höchst selten zu finden! Was die Fertigungsmängel betrifft, eilte der schlechte Ruf von Alfasud/Alfa 33 den tatsächlichen Gegebenheiten beim 75 wohl weit voraus. Jedenfalls hatten weder meine Bekannten noch ich trotz scharfer Fahrweise (u.a. chipgetunte Turbo) je grössere Probleme. BMW's zeigen weit häufiger Schäden an Radaufhängungen (Federbeine) und Motoren! Ihre Wut über die unverständliche Verschrottungsaktion in Ehren, aber mit dieser unsachlichen Berichterstattung erweisen Sie sich einen Bärendienst. Sonst kann ich mir gleich Motor Klassik abonnieren. Trotzdem das nächste Heft freudig erwartend grüsst Sie freundlich XXX .. und die promte (!) Antwort aus der Redaktion.. Sehr geehrter Herr H.., sogar Mitarbeiter der Alfa-Designabteilung, mit denen ich selbst gesprochen habe, zeigten sich unzufrieden mit dem Entwurf der 75er Karosserie. Zitat: "Um die Massigkeit speziell im Bereich der C-Säule zu kaschieren, griffen wir zu einem Kunstgriff, der im Automobildesign schon seit den Fünfzigern umstritten ist: einem farblich stark abgesetzten Zierstreifen. Dieser Streifen hat keine praktische Aufgabe - zum Beispiel als Schutzleiste gegen Parkrempler. Wer probehalber den dunklen Streifen bei einem weißen Auto in Wagenfarbe lackiert, erkennt sofort, wie sehr das klobige Heck auf die Gesamtproportionen drückt!" Grund für die endgültige Form des 75 waren vor allem die aerodynamischen Vorzüge eines hohen Hecks, das später auch ander Hersteller kopierten, und die daraus folgenden üppigen Platzverhältnisse im Kofferraum. Wenn der Kollege Ramackers das billige Armaturenbrett anprangert, dann meint er damit sicher nicht die Verarbeitung, sondern die spartanische Formgestaltung, die zugegebenermaßen auch nicht billiger ist, als bei Fahrzeugen aus dem VAG-Konzern - aber wer will sich schon daran orientieren? Lieber Herr H..., ich schreibe Ihnen als begeisterter Alfa-75-Fahrer. Ich besaß in meinem Leben zwei Exemplare (ein 2.5 V6 und einen 3.0 V6, wovon der 2.5 das deutlich "italienischere" Auto war). Bei aller Sympathie für diese Autos - die einfach wundervolle Fahrmaschinen für ambitionierte Leute sind, die damit auch umzugehen wissen - muss Kritik auch zulässig sein. Der Alfa 75 wird in absehbarer Zeit Thema unserer Kaufberatung sein, und auch dort werden wir auf seine unübersehbaren Schwächen eingehen. Seine Stärken liegen jenseits des Designs und der Innenraumgestaltung: Er ist einer der letzten echten Alfa, ein herrliches Transaxle-Meisterstück mit Motoren zum niederknien. Fachlich fundierte Kritik heißt, das Wesentliche zu erkennen, ohne wichtige Details zu übersehen. Letzteres fällt vielen Enthusiasten schwer, wohl auch, weil Liebe blind macht. Mit alfanatischen Grüßen Peter Steinfurth Chefredakteur g
__________________
ALFA - Always Looking For Another Geändert von Meo (27.06.2005 um 11:45 Uhr). |
#2
|
||||
|
||||
Hallo
In diesem Jahr sind bereits 20 Jahre seit dem Erschinen des Alfa 75 vergangen. Also ist die Zeit für eine Rückschau aus einer gewissen Distanz gekommen. Rolf Lanzen schrieb schon 1992 in seinem Artikel " Arrivederci Alfa 75 " --Das errinert mich bald an den Umstieg von der heissgeliebten, wenn auch überalterten Giulia auf die damals unbeliebte und kritisch beäugte Alfetta - Baureihe. Heisst das im Umkehrschluss, das wir in 15 - 20 Jahren nach dem Alfa 75 die Finger schlecken werden? Nun, ich glaube schon. Die Automobilhistorie hat bewiesen, dass heftig diskutierte Modellreihen nach vielen Jahren wieder eine Auferstehung bei den Fans erleben, während perfekte Fahrzeuge zwar benutzt, aber nicht geliebt werden und somit nach ihrem Verschwinden vom Markt nahezu völlig aus den Augen verloren werden. Sein Schlusssatz lautete: Autos wie den Alfa 75 wird es nie mehr geben. Leider kann Rolf Lanzen seine Voraussagen nicht mehr erleben. Es ist unbestritten, dass auch der Alfa 75 seine Mängel hat. Der Stoff der Innenaustattung der ersten QV und Turbo Modelle war wirklich schlecht, sie habe sich schon nach einigen Jahren Gebrauch aufgelöst. Der Stoff hielt zwar gut aber die Nähte bei den TS Innenaustattungen waren einem starken Gebrauch nicht immer gewachsen. Aber der Alfa 75 ist ein robustes Auto, qualitativ um einiges besser als sein direkter Vorgänger die Giulietta 116 welche bereits 1977 das hohe Heck eingeführt hatte, als hässlich verschrien, aber doch als Vorbild für andere Hersteller diente. Als langjähriger Fahrer der Baureihe 105, 116 und 162 kenne ich den Werdegang vieler verflossener Alfa Modelle und kenne auch die Unterschiede. Es gab eine Zeit, zu Anfang der Achtzigerjahre, da krähte kein Hahn nach einer Giulia, die Kisten waren billig und wurden Reihenweise verheizt, da sie gut liefen, viel Platz hatten und auch gegen eine BMW 320 (Vierzylinder) noch immer gut da standen. Die Form der Giulia wurde aber damals von vielen Zeitgenossen als Hässlich und Merkwürdig bezeichnet. Da waren nun die Alfettas die ein neues Antriebs- Konzept begründeten, von eingefleischten „alten Alfa Fahrern“ als Sünde betrachtet, nach deren Meinung nur ein Alfa Romeo nach dem alten Gesetz (750, 101, 102, 105, 115) auch ein richtiger Alfa war. Alfettas wurden billig und auch Sie gingen den bekannten Weg als Heizer oder Winterauto. 2 Liter Motoren aus den Alfettas fanden durch Anpassungen den Weg in so manche Giulia, Spider oder Bertone. Die Giulia aber reifte zum gesuchten Klassiker heran nicht zuletzt darum, weil Sie damals so kontrovers Diskutiert wurde, konnte dieses Auto nicht vergessen werden. Der Alfa 75 als Nachfolger der Giulietta 116 gedacht, wurde aber eigentlich zum Nachfolger der Alfetta, da der Alfa 90 diese Nachfolge nicht wirklich geschafft hat. Als ich den Alfa 75 im September 1985, ich erinnere mich noch genau, auf der Autobahn Milano – Bologna zum erstenmal sah, war ich über dieses Jubiläumsmodel auch eher enttäuscht. Die Qualitätsprobleme welches der Staatsbetrieb Alfa Romeo in der Zeit hatte will ich gar nicht wegdiskutieren, doch der Alfa 75 verfügte über eine wesendlich bessere Rostvorsorge als viele seiner Vorgänger. Es gab Innenausstattungen ( Turbo, 2.5 QV) die wirklich schlecht waren, bei andern Ausführungen wiederum ( Milano) aber sehr gut. Welchen Platz der Alfa 75 dereinst in der Markengeschichte einnehmen wird, werden wir erst in einigen Jahren wissen, nämlich dann, wenn er aus dem täglichen Strassenbild vollständig verschwunden. Wirklich gute, originale Fahrzeuge sind schon jetzt kaum mehr zu finden. Auf Grund meiner Beobachtungen in letzter Zeit, kann ich eine zunehmende Fangemeinde für dieses Auto ausmachen, dessen Konzept nun schon 30 Jahre alt ist und sich durch seine Form und Bauweise (Transaxle) von jedem modernen Alfa grundlegend unterscheidet. Gruss mariani
__________________
Am Anfang war Alfa |